Informationen zur Ausstellung "Buchstäblich und Schattenreich"


TaeglichME

 

METTMANN  |  31. MAI 2018

Klastés Buchstäbliches trifft auf Rolf Lilies Schattenreiche

 

von Philipp Nieländer

 

 

Die Künstler Rolf Lilie (l.) und Klaus Stecher (Klasté) stellen im Kunsthaus aus. Foto: TME

 

Der Mettmanner Rolf Lilie und der Wülfrather Klaus Stecher stellen ab morgen gemeinsam im Kunsthaus aus. So unterschiedlich die Werke auf den ersten Blick sind, harmonieren sie doch wunderbar miteinander.

 

Das wird wieder eine ganz besondere Ausstellung im Mettmanner Kunsthaus an der Mühlenstraße: Ab morgen stellen dort der Wülfrather Klaus Stecher, den man auch unter seinem Künstlernamen Klasté kennt, und der Mettmanner Rolf Lilie aus – zwei Herren, die das Renteneintrittsalter längst erreicht haben, aber künstlerisch aktiver denn je sind und ihre reichen Lebenserfahrungen und Erlebnisse – die schönen und nicht so schönen – nun mit den Kunsthaus-Besuchern teilen. 

 

Erinnerungen an Stechers Kindheit 

 

Wer das Kunsthaus betritt, wird in Klaus Stechers Kindheit entführt. An den Wänden des ersten Raums sind zahlreiche Scherenschnitte zu sehen, die, wenn man sich gegen den Uhrzeigersinn dreht, eine autobiografische Geschichte erzählt – inspiriert von den Matisse-Scherenschnitten mit dem Titel „Jazz“, die Klasté einst in der Tate Gallery of Modern Art in London sah. Henri Matisse zeigt in den ab 1943 entstandenen Werken den spontanen, sinnlichen und virtuosen Geist der Jazz-Musik. 

 

Inspiriert von Henri Matisse … 

 

Klastés Scherenschnitte tragen den Namen „Mein Jazz“ – haben aber mit der fröhlichen Spritzigkeit, die Matisse einst sah, wenig gemeinsam. „Ich habe überlegt, was ich 1943 gemacht habe“, beschreibt Stecher den Entstehungsprozess. Erinnerungshilfe lieferte ein Zeitungsartikel über den Bombenangriff auf Barmen, bei dem 3000 Menschen in Luftschutzkellern ums Leben kamen. „Ich saß in so einem Keller“, erzählt Klasté. Die Angst, die der kleine Klaus hatte, zeigen seine Scherenschnitte, über denen feindliche Flugzeuge zu sehen sind. Auf der anderen Seite wird es langsam wieder farbiger – nach dem Kriegsende. Klasté erzählt in Bildern seine Jugenderlebnisse im Rauental. „Eine Zeit, in der es oft nur Graupensuppe und Brennesseln zu essen gab“, so Stecher. Andere Werke zeigen die Morgenröte – den Aufbruch in ein neues Leben. 

 

… und König Gilgamesch 

 

Nicht alle Werke sind autobiografisch. Stecher erzählt auch mystische Geschichten – beispielsweise vom König Gilgamesch – natürlich in seiner eigenen Version. Immer wieder spielt Klasté mit der Sprache. „Die ist unvergleichlich“, sagt Monika Kißling, Vorsitzende des Kunsthauses. „Er deutet vieles an – aber nie naiv, sondern stets sehr durchdacht und mit Charme.“ Und auch großformatige „Holzschnitte im Glassarg“ sind an der Mühlenstraße bis zum 17. Juni zu sehen. Auch diese erzählen eine Geschichte – in einer Version, die Klasté eigens für die aktuelle Ausstellung neu erzählt. 

 

Kängurus im Neandertal?! 

 

Angelehnt an sein Büchlein „Der Neandertaler kam nur bis in’s Neandertal“ hat Klasté zudem phantasievolle Tierwesen – gerissen aus den Rückseiten von selbstbedruckten Holzdrucken und aufgeklebt auf Himalaya-Papier – kreiert. Ist das ein Känguru? Oder doch nicht? „Ich habe überlegt, was im Neandertal vor 30.000 Jahren möglich gewesen wäre“, sagt Klasté. „Nicht wissenschaftlich, sondern mit aller künstlerischen Freiheit.“ 

 

Rolf Lilie spielt mit Schatten – ohne Nachbearbeitung 

 

Im ersten Stock treffen die Besucher ab morgen dann auf die Wirklichkeit. Rolf Lilie stellt dort seine Schwarz-Weiß-Fotografien aus. Der Mettmanner nutzt dafür mit Vorliebe die Lichtwirkungen der Natur aus – „die so faszinierende Eindrücke liefern können“, schwärmt Lilie. Seine Maßgabe: Trotz mittlerweile digitaler Technik möchte er möglichst ohne Nachbearbeitung auskommen. „Wenn ich das Bild sehe, weiß ich genau, dass es fertig ist, wenn ich dann noch etwas verändere, verfälsche ich es.“ Nur bei zwei Bildern in der aktuellen Ausstellung hat Lilie ganz bewusst ein Bildbearbeitungsprogramm eingesetzt. „Ich wollte spielen – und war selbst sehr gespannt, was dabei neu entsteht.“ Auf mehreren Fotografien, die über zehn Jahre hinweg aufgenommen wurden, dokumentiert Lilie die Naturgewalten auf der Ostseeinsel Poel – riesige Bäume, die wie Streichhölzer umgekippt sind und somit schon im Schattenreich weilen. 

 

Der Künstler gibt den Betrachtern Rätsel auf 

 

Lilie spielt gerne mit Schatten – und gibt den Betrachtern Rätsel auf, indem er Ausschnitte von größeren Bildern herauszieht. Ist das Sand? Aber was ist das dann für ein Schatten? Ist es überhaupt ein Schatten? Die Lösung liefert das vollständige Bild daneben – aber auch dort muss man schon genauer hinschauen. „Der Betrachter soll mitdenken und mitmachen“, so Lilie, der zugibt: „Fotos entstehen oft durch Zufälle. Man friert ja einzelne Bilder ein.“ Im digitalen Zeitalter habe man es es als Fotograf allerdings einfacher als in der Dunkelkammer-Ära. „Man sieht die Ergebnisse ja sofort und kann sie immer weiter korrigieren, bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist.“ 

 

Klasté und Lilie – beide Kunsthaus-Mitglieder – haben bei einer Ausstellung in Erkrath zusammengefunden. „Das hat viel Poesie“, sagte Stecher damals über Lilies Werke. „Ich konnte mir gut vorstellen, dass wir mit den Werken harmonieren …“ Stecher hatte recht – und so ist eine ganz besondere Ausstellung entstanden. Die Vernissage findet am morgigen Freitag um 18 Uhr an der Mühlenstraße 27/29 statt – mit einer Einführung von Monika Kißling.

Geöffnet ist das Kunsthaus bis zum 17. Juni (Finissage 11 Uhr mit Kuchen und Wein) mittwochs von 11 bis 13 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr.


Mühlenstraße 27/29

40822 Mettmann

Das Kunsthaus ist nur während der Ausstellungen und nur an Wochenenden geöffnet.

Die genauen Öffnungszeiten  entnehmen Sie bitte den Informationen zu den jeweiligen Ausstellungen

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